Ein Essay über die wahre Identität der Schule und ihren gemeinen Machenschaften

von Nagy Talidu (*basierend auf Thomas Bernhard)

Seit ich meinen ersten Schritt in eine Schule gewagt habe, war mir eines klar… die Schule ist keine Institution die als Ziel die Bildung der Menschen hat… sondern eher, nein viel eher, eine Anstalt ohne Vergleich die sich als Ziel gesetzt hat die Menschen in seinen innigsten und ehrlichsten Gefühlen und Gedanken zu zerstören und zu demoralisieren. Viele meiner ehemaligen Kameraden, die in harten Zeiten gefallen sind können diesen Tag leider nicht mit gestalten, aber ich, der das Gymnasium hinter sich gelassen hat, kann nun meine Theorie, die ich jetzt als Intellektueller in Vorbereitung schreibe, endlich zu Papier (online) bringen, samt Beweisen ihrer Aktualität, Echtheit und Kontemporanität. Eine Theorie zu der ich stehe und die mittlerweile, zu meiner und unzähliger anderer Freude, von namhaften und berühmten Schriftstellern untermauert und bestätigt wird. Im laufe meiner Arbeit möchte ich darüber noch tiefere Einblicke gewähren jedoch übernehme ich keine Verantwortung. Also Verbrauch nur auf eigene Gefahr. (Gefahr, dass Sie die wirkliche Identität einer Schule entdecken und das Institut dann nicht mehr als solches vergöttern können wie vorher)

Jetzt da ich auf der Uni bin kann ich mit dem Gymnasium abrechnen, auch wenn das sein Ende bedeutet, aber in meinen Texten herrscht die Regel „survival of the fittest“, wie in der Natur, nur mit einem kleinen Unterschied, hier wird nicht geschummelt, es handelt sich ja um Schule (kein Spicken erlaubt).

Zuweilen verfolgt mich die Erinnerung an die Zeit vor dem Untergang der freien Kinder. Dann ziehen die Bilder an meinem inneren Auge vorbei wie ein Film aus vergangenen Tagen. Wie hatte es soweit kommen können? Die unerbittlichen Kriege zwischen den Fraktionen, der blinde Hass, der schließlich zur Zerstörung unserer schönen Freiheit führte. Liegt es in der Natur des Menschen, dass er sich gegenseitig zerfleischen muss? Ist es das Schicksal der Menschheit, dass sie sich am Schluss selbst auslöscht? (durch Schule, Gymnasium…) Diesen schweren Gedanken hänge ich oft nach, ohne mir etwas anmerken zu lassen, denn es ist nicht ratsam in diesen Zeiten zu viel von seinem Innersten Preis zu geben. Ich bin Talidu, Captain der letzten noch verbliebenen Spezies Mensch der die Wahre Identität der Schule kennt und diese auch gnadenlos enthüllt, früher waren wir noch keine kriegführende Partei, sondern mit der Analyse der Schule und ihres Systems beschäftigt. So beobachteten wir den schicksalsträchtigen Kampf zwischen der Freiheit der Kinder und der herzlosen Schule, aus der Ferne der Isolation im Exil. Eine Schlacht nie gesehenen Ausmaßes, das war das Ende der Freiheit. Nun ist die Freiheit nur noch Erinnerung. Die Phönix, das Schiff der Freiheit, mit tausenden von Flüchtlingen an Bord, erreichte niemals ihren Bestimmungsort (die Freiheit in einer anderen Welt). Wir hatten das Glück doch als erster einige Regeln aufstellen zu dürfen (Ferien, Feiertage, Mindestalter, …) Diesen Zeitvorsprung vor der Schule nutzten wir für die Erschließung der wenigen Regeln der Gerechtigkeit, die wir nun Entschlossen gegen die Schulen verteidigen. Doch ist es nun an der Zeit weiterzudenken damit die Freiheit eine Zukunft hat. Jetzt kommt es zur Entscheidung.

Damit mein sehr geehrtes Leserpublikum nicht glaubt, dass meine These auf Erfindungen und Einfälle beruht werde ich versuchen einige der Gedanken meines Vorbildes Thomas Bernhard nachzuempfinden und auf meine Art wiederzugeben. Das Gymnasium gleicht einer Kriegshauptschule die ein genau funktionierender, durch nichts von Außen gestörter Unterrichtsapparat ist. Bei einem Schüler, auch als Opfer des Systems bekannt, ruft ein Gymnasium Ehrfurcht und Staunen hervor, zumindest in den ersten Schultagen. Denn bald darauf setzt sich die große Enttäuschung durch die sich vor allem durch den Beobachtungsmechanismus bemerkbar macht der einen Menschen die grauenvollen Methoden in einem Gymnasium erkennen lässt und diesen gegenüber auch feindlich gegenübersteht. Die Professoren waren nur die Ausführenden einer korrupten und im Grunde immer nur geistesfeindlichen Gesellschaft und deshalb ebenso korrupt und geistesfeindlich, und ihre Schüler waren von ihnen angehalten, genauso korrupte und geistesfeindliche Menschen als Erwachsene zu werden. Der Unterricht entfernte sich immer weiter von jeder natürlichen  Geistesentwicklung und verursachte eine unerträgliche Zerstörung in jedem Schüler. Zum zweiten Mal ist man in die Katastrophe hineingekommen, und weil das Gymnasium von einem  sehr bald als nichts anderes als eine katastrophale Verstümmelungsmaschinerie seines Geistes erkannt wird, wird schon in kurzer Zeit alles in einem gegen dieses Gymnasium gerichtet.

Als ob das alles nicht reichen würde kommt noch hinzu auch noch mein Widerwille gegen das tatsächlich bedrückend engstirnige Professorenkollegium gekommen, welches insgesamt nur eine Ausgeburt des schon Jahrhunderte abgestandenen Wissenschaftsstoffes gewesen war. Es war schwer in dieser fortwährenden Abwehrbereitschaft ständig Nahrung zu finden trotz der Isolation in Angst und Furcht. Das heißt aber nicht, dass ich mir nicht helfen hätte können, im Gegenteil, meine Mitschüler, deren Herkunftsmilieu ein von dem meinigen vollkommen Entgegengesetztes gewesen war, wie ich schon angedeutet habe, vollkommen auf mich und gegen alles gestellt, stark und stärker geworden, das heißt, ich hatte mich mit der Zeit nicht mehr angreifen und vor den Kopf stoßen, sondern ganz einfach alles laufen lassen, schon bald in dem Bewusstsein, dass ich in diesem Gymnasium nicht alt werden würde. Mich interessierte, was in dieser Schule unterrichtet worden war, bald nicht mehr, und entsprechend war schon meine erste Benotung ausgefallen. Das Gymnasium war von mir bald nur mehr noch als Schikane aufgefasst worden, aus welcher ich noch nicht entfliehen, die ich also noch eine Zeitlang durchzumachen hatte, wirklich interessiert hatten mich nur die Geografie als vollkommen nutzloser Gegenstand, das Zeichnen und die Musik, und die Geschichte war mir immer ein mich faszinierender Gegenstand gewesen, aber sonst begegnete ich allem nur mit der größten Interesselosigkeit, betrachtete die Schule bald nur mehr noch instinktiv als das, was sie heute bei klarem Verstand für mich ist, eine Geistesvernichtungsanstalt.

Da haben wir es meine Lieben, einen Begriff der alles aussagt was man nur aussagen kann über eine Anstalt wie das Gymnasium. Eine Geistesvernichtungsanstalt wie keine andere. Ihr fragt euch jetzt bestimmt wieso ich das trotzdem über mich ergehen lassen habe.

Wenn ich es aber, was ich naturgemäß wollte, zu etwas Außerordentlichem bringen wollte, musste ich das Gymnasium absolvieren, das war mir immer und immer wieder gesagt worden, und so versuchte ich, in der größten Interesselosigkeit und mit dem größten Widerwillen gegen alles mit ihm Zusammenhängende, das Gymnasium zu bewältigen, was sich aber als immer aussichtsloser erwiesen hatte, denn ich wollte nicht unter die Räder der Gesellschaft kommen, und erfahren was das bedeutet.

Die Schule bedeute nichts, also bedeute es auch nichts, wenn ich sie schwänzte. Die Schulen überhaupt und die Volksschulen im Besonderen seien grauenhafte, schon den jungen Menschen in seinen Ansätzen zerstörende Institutionen. Die Schule an sich sei der Mörder des Kindes. Und in diesen deutschen Schulen sei überhaupt die Dummheit die Regel und der Ungeist der treibende. Da es nun aber einmal Pflicht sei, die Schule zu besuchen, müsse man seine Kinder hinschicken, auch wenn man wisse, man schicke sie ins Verderben. Die Lehrer sind die Zugrunderichter, sagte mein Großvater. Sie lehren nur, wie der Mensch niedrig und gemein wird, ein verabscheuungswürdiges Scheusal. Er liebe es, wenn sein Enkel, anstatt in die Schule zu gehen, auf dem Bahnhof sich eine Bahnsteigkarte löse und mit dieser Bahnsteigkarte nach Rosenheim oder München oder Freilassing fahre. Das ist ihm förderlich, nicht die Schule, sagte er, und wie gemein viele Lehrer sind! Was ihnen zuhause von ihren Frauen unterdrückt wird, lassen sie in der Schule an den Kindern aus. Ich habe die Lehrer immer verabscheut, mit Recht, mir ist noch kein Lehrer begegnet, der sich nicht in der kürzesten Zeit als gemeiner und niedriger Charakter erwiesen hätte. Polizisten und Lehrer verbreiteten einen üblen Geruch auf der Erdoberfläche. Aber wir können sie nicht abschaffen. Lehrer seien nichts anderes als Verzieher, Verstörer, Vernichter. Wir schicken unsere Kinder in die Schule, damit sie so widerwärtig werden wie die Erwachsenen, denen wir tagtäglich auf der Straße begegnen. Dem Abschaum. Allerdings mache das Schuleschwänzen den sogenannten Erziehungsberechtigten Scherereien.

Ich war so hilflos, wie ich niemals vorher gewesen war. Zitternd ging ich in die Schule hinein, weinend trat ich wieder heraus. Ich ging, wenn ich in die Schule ging, zum Schafott, und meine endgültige Enthauptung wurde nur immer hinausgezogen, was ein qualvoller Zustand war. Ich fand keinen einzigen unter den Mitschülern, mit welchem ich mich hätte anfreunden können, ich biederte mich an, sie stießen mich ab. Ich war in einem entsetzlichen Zustand. (Juni, 2007)